Vor rund 150 Jahren entstand die Eigenbluttherapie. Heute verwendet die Alternativmedizin sie immer noch, um die Selbstheilungskräfte ihrer Patienten anzuregen. Der Nutzen ist jedoch umstritten.
„Blut ist ein ganz besonderer Saft“, ließ Johann Wolfgang Goethe Mephisto in „Faust“ sagen. Nicht umsonst heißt es synonym auch Lebenssaft. Denn ohne die fünf bis sechs Liter, die in Ihrem Organismus kursieren, wären Sie nicht lebensfähig: Unser Blut versorgt alle Organe mit Nährstoffen und Sauerstoff. Heilkundige entwickelten die Eigenbluttherapie vor rund 150 Jahren. Sie gingen davon aus, dass die Injektion mit dem eigenen Blut Patienten heilt, die an Infektionen leiden oder zu Blutungen neigen.
Überzeugend waren die Erfolge der Behandlung allerdings nicht. Deswegen nutzte die Schulmedizin sie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nur noch selten. Die Eigenbluttherapie zählt zu den alternativmedizinischen Verfahren, die nicht durch wissenschaftliche Studien belegt sind.
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Wie erfolgt die Behandlung?
Ihr Heilpraktiker oder Arzt entnimmt Ihnen aus der Armvene 0,5 bis 5 ml Blut. Üblicherweise injiziert er es gleich wieder – meistens in eine Vene, aber auch
- ins Gesäß,
- unter die Haut,
- in Akupunkturpunkte,
- Punkte der Reflexzonen.
Besteht eine akute Erkrankung wiederholt er die Behandlung einige Male im Tagesabstand. Bei chronischen Beschwerden verabreicht er die Spritzen im Abstand von drei Tagen über einige Wochen hinweg. In manchen Fällen reichert der Behandler das Eigenblut mit Sauerstoff, Ozon, Heilpflanzen-Extrakten (wie Mistel, Echinacea) oder homöopathischen Präparaten an.
Wie soll die Eigenbluttherapie wirken?
Die Eigenbluttherapie gehört zu den Methoden der Erfahrungsheilkunde. Der Verband deutscher Heilpraktiker schreibt auf seiner Website: „Die Eigenbluttherapie gehört zu den Reiztherapien. Dies sind Therapien, bei denen dem Körper Reize zugeführt werden – etwa in Form von Wärme, Kälte oder homöopathischen Mitteln. Der Körper versucht aufgrund der Reize, seine Selbstheilungskräfte zu aktivieren.“ Im Fall der Eigenbluttherapie soll er eine kleine Menge eigenen Bluts als „fremden“ Reiz erkennen. Laut Theorie wird dadurch die Abwehr mobilisiert und der Heilungsprozess eingeleitet.
Damit ähnelte die Eigenblutbehandlung dem Prinzip der Homöopathie. Diese Methode will Gleiches mit Gleichem heilen.
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Gegen welche Krankheiten soll die Behandlung helfen?
Heilpraktiker und Naturmediziner verabreichen Ihnen die Eigenbluttherapie in folgenden Fällen:
- Bakterielle und Virusinfektionen
- Chronische Infekte
- Allergien
- Chronische Hautleiden, etwa Neurodermitis
- Asthma
- Herpes
- Warzen
- Migräne
- Rheumatoide Erkrankungen
- Wenn Sie nach einer schweren Erkrankung rekonvaleszent sind.
Allerdings: Ein wissenschaftlicher Nachweis über die Wirksamkeit der Eigenbluttherapie fehlt. Valide Studien zu diesem Therapieverfahren liegen nicht vor.
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Was sind die Risiken?
Ein wichtiges Risiko sind potenzielle Infektionen durch die Injektionen. Sie können dann entstehen, wenn der Behandler nicht hygienisch arbeitet.
Möglich sind weitere gefährliche Folgen:
- Abszesse
- Allergische Schockreaktionen
- Fieber
- Nesselfieber
- Schwindel
- Kopfschmerzen
- Herzrasen
- Kreislaufkollaps
- Embolie (durch unsachgemäße Handhabung bei der intravenösen Rückführung des Bluts)
Wie im Fall aller alternativen Behandlungen besteht das Risiko, dass sich Beschwerden verschlimmern. Und manchmal kommt dann die schulmedizinische Hilfe zu spät.
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Wer trägt die Kosten?
Für eine Injektion bezahlen Sie zwischen 10 und 20 Euro. Meist ist ein Zyklus mit mehreren Behandlungen nötig. Dadurch können Kosten bis zu 500 Euro entstehen. Manche gesetzlichen Krankenkassen erstatten teilweise die Ausgaben für alternative Heilmethoden. Das geschieht im Rahmen von Bonussystemen und anderen Regelungen.