Eine Bindungsangst zeichnet sich vor allem durch die Furcht vor Nähe und Zuneigung aus. Dabei kann sie verschiedene Auslöser haben. Die meisten Menschen leben trotz Bindungsangst in Beziehungen, doch diese erweisen sich oftmals als schwierig. Hier erfahren Sie, welche Ursachen und Symptome es bei einer Bindungsangst gibt und wie sich das Leben mit dieser Angst gestalten kann.
Was versteht man unter einer Bindungsangst?
Die Liebe und die Partnerschaft gehören zu den wichtigsten und schönsten Bestandteilen des Lebens. Doch nicht allen fällt es leicht, eine feste und ernste Beziehung einzugehen. Der Zustand einer festen Bindung sorgt bei den Betroffenen für eine gewisse Unsicherheit. Der Gedanke an eine Liebesbeziehung löst Stress und Panik aus.
Die Bindungsangst bezeichnet im Allgemeinen die Furcht vor der Liebe und der Bindung an eine Person. Betroffenen Personen fällt es schwer, eine Beziehung aufzubauen und die körperliche und emotionale Nähe eines potenziellen Partners zuzulassen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Beziehungen komplett gemieden werden. Eine Bindungsangst kann auch in festen Beziehungen der Fall sein, denn Betroffene wünschen sich eigentlich die Nähe und Zuneigung eines anderen Menschen, obwohl sie dies in den meisten Fällen nicht zugeben wollen. Doch das Führen einer glücklichen Beziehung erweist sich oftmals als schwierig.

Die Symptome einer Bindungsangst
Bindungsängste können sich sehr verschieden äußern. Die Intensität ist ebenfalls sehr unterschiedlich, daher können die Symptome nicht verallgemeinert werden. Darüber hinaus wird zwischen der aktiven und passiven Bindungsangst differenziert.
Die aktive Bindungsangst zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass feste Beziehungen gemieden werden. Stattdessen werden One-Night-Stands, lockere Affären oder offene Partnerschaften bevorzugt. In der Regel möchten Betroffene nicht zugeben, dass sie sich nach emotionaler und körperlicher Nähe sehnen und geben stattdessen vor, dass sie keinen festen Partner wollen und gerne allein sind.
Bei der passiven Bindungsangst hingegen wissen die Betroffenen oftmals nichts von ihrer Furcht vor der Liebe. Ganz im Gegenteil: Die meisten reden offen über ihr Liebesleben, doch finden meist Erklärungen für das Scheitern ihrer Beziehungen. Oftmals denken sie, dass sie sich in die falsche Person verliebt haben oder eine Beziehung aus Zeitgründen nicht funktioniert.
Darüber hinaus sind folgende Anzeichen typisch für eine Bindungsangst:
- Die Zuverlässigkeit und Verantwortlichkeit, die mit einer festen Beziehung einhergehen, lösen Angst und Stress aus.
- Sie verlieben sich meist in unerreichbare Personen.
- Betroffene haben zu hohe Erwartungen an ihre potenziellen Partner.
- Sie vermeiden tiefe Beziehungen und gehen lieber auf lockere Partnerschaften oder Affären ein.
- Sie sind oft nicht erreichbar oder melden sich viel zu selten.
- Sie versuchen, eine gewisse Distanz zu wahren.
- Sie meiden romantische Verabredungen oder sagen kurzfristig ab.
- Es fällt ihnen schwer, über die gemeinsame Zukunft zu sprechen und sie zu planen.
- Der Austausch von Zärtlichkeiten ist Ihnen unangenehm, besonders in der Öffentlichkeit.
Es sind ebenfalls körperliche Reaktionen zu bemerken. So klagen Betroffene ebenfalls über Nervosität und damit einhergehende Begleiterscheinungen, wie zum Beispiel eine erhöhte Atemfrequenz, ein unregelmäßiger Herzschlag oder vermehrtes Schwitzen.
Die Symptome müssen jedoch nicht bei jedem auftreten und können auch sehr unterschiedlich ausfallen. Bei einer Vermutung, an Bindungsangst zu leiden, sollten Sie die möglichen Anzeichen über einen längeren Zeitraum genauer beobachten. Es kann sich auch nur um eine kurze Phase der Verunsicherung handeln.
> Madame-Bovary-Syndrom – Die ewige Suche nach dem „idealen“ Partner
Die Ursachen einer Bindungsangst feststellen können
Ähnlich wie bei den Symptomen können auch die Ursachen sehr unterschiedlich sein. Ein möglicher Auslöser ist ein geringes oder fehlendes Selbstbewusstsein. Diese Personen betrachten sich oft als nicht liebenswert und zweifeln deshalb stark an der Liebe, die einem entgegengebracht wird. Im Falle einer Angst vor körperlicher Intimität können auch schlechte Erfahrungen eine große Rolle spielen.
Ein Grund für eine Bindungsangst kann auch in der Kindheit und Vergangenheit liegen. So sind meist Personen von dieser Angststörung betroffen, die ein schwieriges Verhältnis zu einem oder beiden Elternteilen hatten oder haben. Dies kann in Form von einem nicht erfüllten Bedürfnis nach Nähe, Vernachlässigung oder auch einer überfürsorglichen Erziehung sein. Ein Scheitern der Ehe der Eltern kann ebenfalls ein Grund für die Angst vor festen Beziehungen sein.
Darüber hinaus können zum Beispiel der Verlust der großen Liebe, Liebeskummer oder eine frühere toxische Beziehung Auslöser für eine Bindungsangst sein. Die schlechten Erfahrungen wollen keinesfalls wiederholt werden, sodass in den meisten Fällen die Angst größer als die Sehnsucht ist.
Wie kann der Partner helfen?
Für den Partner oder die Partnerin einer betroffenen Person ist die Situation ebenfalls schwierig, denn oft fühlen sie sich nicht gut genug und ungeliebt. Es ist wichtig, sein Gegenüber nicht unnötig unter Druck zu setzen. Fühlen sich Menschen mit einer Angststörung eingeengt, treten sie im schlimmsten Fall die Flucht vor der Beziehung an. Es ist ratsam, offen über die Bindungsangst zu sprechen und sich gegenseitig gewisse Freiheiten zu lassen. Geduld und Verständnis sind daher besonders wichtig. Ebenfalls von Vorteil sind schöne Erinnerungen und positive Phasen in der Beziehung. So können diese vorherige negative Erfahrungen einer schweren Partnerschaft überdecken.
Es ist wichtig, dass der Betroffene die Bindungsangst anerkennt. Im Falle einer Vermutung kann die Person ihre Gefühle und Bedürfnisse beobachten und mit den aufgelisteten Symptomen vergleichen. Dabei sollte man sich die Angst eingestehen und den Ursprung der Angst herausfinden, damit man bei der Behandlung an der Ursache ansetzen kann. Betroffene und deren Angehörige sollten sich nicht scheuen, professionelle Hilfe in Form einer psychologischen Beratung anzunehmen oder in einer Paartherapie gemeinsam an den Ängsten zu arbeiten.
> Liebe und Partnerschaft in den Wechseljahren
> 8 Tipps: Beziehungsangst und Bindungsangst überwinden