Der Mensch braucht Jod wie der Fisch das Wasser – zum Leben eben. Fehlt dem Körper der Nährstoff längere Zeit, badet die Schilddrüse die Unterversorgung aus. Sie arbeitet nicht mehr richtig und vergrößert sich. Aber wie viel Jod ist genug? Und in welchen Lebensmitteln steckt es? Wir haben die Antworten.
Lange galt Deutschland als Jodmangelgebiet, weil es der Region von Natur aus am Nährstoff fehlt. Die Böden und das Grundwasser in unseren Breitengraden sind jodarm. Im Obst, Getreide, Gemüse oder Wasser steckt darum zu wenig, um unseren täglichen Bedarf zu decken.
Mangelversorgung in Deutschland
Noch bis in die 1990er Jahre litten rund 30 Prozent der Bevölkerung deswegen an einem starken Mangel. Seither hat sich die Jodversorgung hierzulande jedoch deutlich gebessert. Jodiertes Speisesalz und jodhaltige Lebensmittel wie Seefisch und Meeresfrüchte haben ihren Weg in viele deutsche Küchen und die Lebensmittelproduktion gefunden.
Dennoch: Auch heute noch wird der Jodverzehr hierzulande als zu dürftig eingestuft. Im Gegensatz zu anderen Ländern pflegen die Deutschen keine richtige „Fischkultur“ und Jodsalz ist nicht der Standard, sondern eine Salzsorte von vielen. Immer noch nehmen rund 30 Prozent der Menschen in Deutschland zu wenig Jod zu sich – so die Ergebnisse verschiedener Studien.
Wie viel Jod brauchen wir?
Als gut versorgt gelten nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) Erwachsene und Jugendliche, die 200 Mikrogramm Jod pro Tag zu sich nehmen. Die empfohlene Tagesmenge für Säuglinge liegt bei 40 bis 80, für Kinder zwischen 100 und 180 Mikrogramm. Während der Schwangerschaft und Stillzeit steigt der Jodbedarf, dann wird eine Aufnahme von 230 oder 260 Mikrogramm am Tag empfohlen. Die Gefahr einer Überdosierung schätzen Experten als gering ein. Eine tägliche Aufnahme von bis zu 500 Mikrogramm gilt als unbedenklich.
Aber: Nicht jedem Menschen bekommt Jod gut. Wer an einer Allergie leidet oder eine kranke Schilddrüse hat, kann mit der empfohlenen Tagesdosis Probleme haben. Jodsensible sollten das richtige Maß ihrer Versorgung deshalb mit dem Arzt abklären.
Und warum ist Jod wichtig?
Für unsere Schilddrüse ist das Spurenelement unerlässlich. Das Organ unterhalb des Kehlkopfes produziert die Hormone Thyroxin und Trijodthyronin. Diese Botenstoffe steuern lebensnotwendige Prozesse wie Wachstum, Knochenbildung, Entwicklung des Gehirns und unseren Energiestoffwechsel. Mit dem Jod, das wir über die Nahrung aufnehmen (der Körper stellt es selbst nicht her), wird die Bildung der Schilddrüsenhormone angekurbelt.
Das passiert bei einem Mangel
Fehlt der Nährstoff im Organismus, stockt die Produktion der Schilddrüsenhormone. Es kommt zur Schilddrüsenunterfunktion, die sich durch Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Antriebslosigkeit und Probleme mit Haut und Haaren zeigt.
Ein erheblicher Jodmangel führt dazu, dass die Schilddrüse wächst. Weil sie versucht das „Zuwenig“ an Hormonen zu kompensieren, legt sie an Größe zu. Die Folge ist ein Kropf (Fachausdruck: Struma). Eine starke Vergrößerung der Schilddrüse macht sich auch optisch bemerkbar – als eine Art Ball am Hals. Ein Kropf kann Beschwerden beim Atmen oder Schlucken bereiten und erhöht das Risiko für die Bildung gefährlicher Knoten.
In der Schwangerschaft oder während der Stillzeit ist ein Jodmangel besonders heikel. Weil das Kind mitversorgt werden muss, steigt der Bedarf. Fehlt in dieser Zeit viel Jod, wirkt sich das unter Umständen negativ auf die Entwicklung des Kindes aus. Ein Mangel kann das körperliche und geistige Wachstum des Neugeborenen beeinträchtigen. Das Risiko für Minderentwicklungen, Fehl- und Totgeburten steigt.
Mangelt es an Jod, hilft ein schneller Ausgleich – könnte man meinen. So einfach ist es jedoch nicht. Eine plötzlich erhöhte Jodzufuhr führt nämlich wiederum zu einem Überschuss an Hormonen und kann eine Schilddrüsenüberfunktion verursachen. Die zeigt sich durch ständiges Schwitzen, erhöhten Blutdruck und Stimmungsschwankungen.
Das heißt für die Mehrheit der Menschen: Wer die Sache mit dem Jod schleifen lässt, setzt die Gesundheit seiner Schilddrüse aufs Spiel und kann in einen Strudel aus Über- und Unterfunktion geraten. Besser also: Den Körper regelmäßig gut mit Jod versorgen. Bleibt die Frage: Wo finden wir das Jod denn jetzt?
Vorkommen von Jod
Jod kommt von Natur aus in Seetang, Algen, Fisch und Meeresfrüchten vor. Betroffen vom „natürlichen Mangel“ sind darum vorrangig Regionen, die keinen Zugang zum Meer haben – wie Süd- und Mitteldeutschland. Seit 1989 ist es lebensmittelgesetzlich erlaubt, Salz mit Jod anzureichern, dadurch konnte der Mangel in Deutschland weitgehend behoben werden. Das sogenannte Jodsalz wird häufig bei der Produktion von Fertiggerichten, aber auch bei der Brot- und Milchproduktion eingesetzt.
Das sind gute Jodquellen:

Seefisch gilt als bester Jodlieferant überhaupt: Schellfisch, Seelachs, Scholle, Kabeljau oder Hering zum Beispiel.

Muscheln, Garnelen, Austern und Krustentiere sind ebenfalls reich an Jod.

Einen geringen Bestandteil enthalten auch Milch und Milchprodukte, weil Tierfutter heutzutage mit dem Spurenelement angereichert ist.

Auch in Brot, Brötchen, Aufschnitt und Fertigprodukte wie Brühe finden sich kleine Mengen Jod.

Jodsalz enthält die höchste Menge an Jod. Pro 100 Gramm bis zu 2500 Mikrogramm.