Oh Schreck, ein graues Haar! Dieses Schockerlebnis vor dem Spiegel trifft früher oder später die meisten Frauen und Männer. Für viele lautet dann die Lösung: Färben. Doch häufiges Colorieren mit chemischen Mitteln kann Haar und Kopfhaut schädigen. Sind Pflanzenhaarfarben die gesündere Alternative? Wir erklären, was sie können und für welchen Schopf sie sich eignen.
Eigentlich wird das Haar gar nicht grau, sondern weiß. Dazu kommt es, weil mit zunehmendem Alter die Produktion des Farbpigments (Melanin) in den Haarwurzeln nachlässt. Das ist vollkommen normal und passiert spätestens mit 50, allerdings nicht bei allen Haaren gleichzeitig, sondern vereinzelt. In Verbindung mit den noch dunklen Haaren wirken die einzelnen weißen gräulich. Deshalb sprechen wir in der Regel von „grauen Haaren“.
Graues Haar ist ein Spezialfall
Graues Haar ist störrischer und glanzloser als pigmentiertes. Das liegt daran, dass das Melanin durch Luftbläschen ersetzt wird, die die Haarstruktur verändern. Außerdem werden die Haare mit zunehmendem Alter nicht nur weiß, sondern auch trockener, da die enthaltenen Lipide (Fette) weniger werden.
Über 80 Prozent der Frauen in Deutschland greifen zu Colorationen (bei den Männern sind es weniger). Doch häufiges Färben mit chemischen Färbungen macht graue Haare nicht nur noch trockener, sondern mit der Zeit auch kaputt. Denn die enthaltenen Wasserstoffperoxide schleusen künstliche Pigmente „gewaltvoll“ in das Haarinnere ein und verändern dadurch seine Struktur. Außerdem können die synthetischen Inhaltsstoffe sogenannte Kontaktallergien auslösen: die Kopfhaut brennt und juckt oder es bilden sich sogar Bläschen.
Was zeichnet Pflanzenhaarfarbe aus?
Bei pflanzlichen Färbemitteln lagern sich die natürlichen Farbpigmente an der Schuppenschicht an und legen sich so um den Haarschaft herum. Sie schützen das Haar dadurch und lassen es gesünder und kräftiger aussehen.
Henna-Farben sind die gängigsten Pflanzenhaarfarben. Sie werden aus den Blättern eines afrikanischen Strauches hergestellt und können schon in ihrer Reinform zum Färben verwendet werden. Rötliches Henna ist neben Indigo auch der Hauptbestandteil der meisten pflanzlichen Haarfärbemittel. Weitere typische Inhaltsstoffe, je nach Farbnuance, sind Weizen, Kurkuma, Kamille, Walnuss– oder Kastanienschalen sowie Früchte, Kräuter und Rinden.
Pflanzenhaarfarben sind in Reformhäusern erhältlich und gehören zu den sogenannten semipermanenten Haarfarben – das heißt, sie halten etwa 24 Haarwäschen.
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Mit Pflanzenhaarfarben selber färben
Es gibt mittlerweile immer mehr professionelle Naturfriseure. Sie erzielen beim Colorieren grauer Haare mit pflanzlichen Mitteln die besten Ergebnisse, da man im Umgang damit ein wenig Übung braucht. Aber wer will, kann auch zu Hause selbst Hand anlegen.
Folgendes sollte man beim Selberfärben beachten:
- Ein Schuss Obstessig trägt dazu bei, dass die Farbpigmente besser an Ihren Haaren haften und entsprechend länger halten. Zudem lässt er es stärker glänzen.
- Die letzte chemische Coloration oder Tönung sollte mindestens sechs Wochen zurückliegen, damit ein optimales Ergebnis erzielt wird. Außerdem sollte man ebenso lange auf silikonhaltige Pflegeprodukte fürs Haar verzichten. Silikone legen sich nämlich als Schicht um das Haar, damit es weniger spröde aussieht. Allerdings verhindert diese Schicht auch, dass pflanzliche Haarfarbe optimal von der Haarfaser aufgenommen wird.
- Das natürliche Färben ist aufwändig, vor allem wenn man das Grau wirklich abdecken möchte. Je heller das einzelne Haar ist, desto heller wird auch der Farbton. Es kann sein, dass einzelne graue Strähnen mehrmals gefärbt werden müssen, um eine einheitliche Farbintensität zu erreichen.
- Reines Henna wird mit kochendem Wasser angerührt. Ist es kühler, fällt die Farbe schwächer aus. Steckt in einer Farbmischung allerdings Indigo, kann heißes Wasser die Struktur des Produkts schädigen. Dann etwas abkühlen lassen, bevor Sie die Masse anmischen.

Pflanzenhaarfarben können nicht alles
Wer seine Haare mit natürlichen Haarfarben färbt, muss sich im Klaren darüber sein, dass sie nicht dasselbe Ergebnis erzielen, wie chemische Haarfarben. Einen dunklen Naturton heller zu färben, geht zum Beispiel nicht. Ebenso wenig wird das Haar sehr viel dunkler werden als der Naturton. Große Farbveränderungen sind nur mit chemischen Haartönungen und -farben möglich, weil sie Bleichmittel und andere chemische Substanzen enthalten.
Auch eine 100-prozentige Abdeckung des grauen Haares lässt sich durch Pflanzenhaarfarben nicht erzielen, sondern eher der Effekt von blonden bis goldbraunen Strähnen. Das heißt: Naturhaarfärbemittel optimieren in erster Linie den vorhandenen Farbton.
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Graues Haar mit Naturhaarfarbe pflegen
Auch wer komplett ergraut ist und dazu steht, kann sein Haar mit Pflanzenhaarfarben verschönern. Mit einem Blondton bekommt weißes Haar einen leichten weißblonden Glanz. Neutrales Henna ist auch ein tolles Schutz- und Pflegemittel für die Haarpracht. Es lässt Ihre Haare gesund und glänzend aussehen. Richtig gepflegt sieht ein ungefärbter Silberschopf dann richtig gut und ladylike aus. Das zeigen nicht nur Filmstars wie Helen Mirren oder Judi Dench.
Fazit: Pflanzenhaarfarben sind eine gute Alternative zu chemischen Färbemitteln. Zwar sind sie in der Anwendung aufwändiger und erlauben keine sehr großen Farbabweichungen. Dafür schädigen sie weder Haar noch Kopfhaut noch Körper und stellen auch keine Gefahr für andere Organismen dar. Das heißt: Wer auf chemische Farben verzichten, tut sich selbst und der Umwelt etwas Gutes.