Einmal kurz nicht aufgepasst, und schon hat man sich in den Finger geschnitten oder den Arm verbrannt. Pflaster drauf und gut is‘? Besser: Eine systematische Wundversorgung, die die Heilung fördert und die Bildung von Narben verhindert. Wir erklären, was Sie dabei beachten müssen und wann Sie besser einen Arzt aufsuchen.
Wie ein Schutzpanzer bewahrt unsere Haut unseren Körper vor eindringenden Feinden wie Bakterien, Viren oder Parasiten – vorausgesetzt, sie ist gesund und unverletzt. Ist die Haut geschädigt, können Keime jedoch ungehindert in die Wunde gelangen. Da reicht auch schon ein kleiner Kratzer. Mögliche Folgen: Die betroffene Stelle kann sich entzünden, eitern und schließlich eine Narbe hinterlassen.
Wird Ihre Haut verletzt, sollten Sie darum schnell und richtig handeln. Kleinere Verletzungen, die nur die oberste Hautschicht betreffen und nicht allzu stark bluten, können Sie in der Regel gut selbst versorgen.
So versorgen Sie kleinere Wunden richtig
Die folgenden Schritte sind das Basisprogramm einer Wundversorgung, die das Risiko für Infekte verringert und die Heilung fördert:
1. Wunde reinigen
Spülen Sie die Wunde mit klarem, lauwarmem Leitungswasser behutsam aus. Winzige Steinchen, Holz- oder Glassplitter, die nur ganz oberflächlich in der Haut stecken, können Sie vorsichtig mit einer desinfizierten Pinzette herausziehen. Achten Sie darauf, dass Sie sie vollständig entfernen. Sind die Fremdkörper größer oder stecken tiefer in der Haut, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. So vermeiden Sie, dass die Verletzung noch größer wird und sich infiziert.
2. Wunde desinfizieren
Je schneller Sie eine Wunde desinfizieren und keimfrei machen, desto geringer ist die Gefahr einer Infektion oder Entzündung. Entsprechende Mittel (Fachbegriff: Hautantiseptikum) gibt es zum Beispiel als Sprays oder Salben und sollten in keiner Hausapotheke fehlen. Achten Sie darauf, dass die Wunde sauber ist, bevor Sie sie damit behandeln.
3. Wunde abdecken
Auch wenn die Ansicht weit verbreitet ist, dass das Trocknen an der Luft förderlich ist: Besser heilt eine Wunde mit Pflaster oder einer anderen Wundauflage. Der Grund: In der verletzten Haut wird das sogenannte Wundsekret produziert. Diese Flüssigkeit fördert die Heilung des verletzten Gewebes, weil sie Antikörper und Enzyme enthält. Gleichzeitig dient das Wundsekret dazu, Bakterien und abgestorbene Zellteile nach draußen zu befördern. Ein Pflaster sorgt dafür, dass die Wunde feucht bleibt und Wundsekret nachfließt. Wichtig ist, dass Sie das Pflaster regelmäßig wechseln und damit die ausgeschwemmten Schadstoffe entsorgen.
Blutet oder nässt die Wunde nicht mehr, können Sie etwas Wundsalbe darauf geben, bevor Sie sie mit einem Pflaster abdecken. Die enthaltenen Stoffe (z.B. Dexpanthenol) beschleunigen den Heilungsprozess.
Lassen Sie die Wunde dagegen an der Luft trocknen, bildet sich schnell Schorf. Dieser verhindert wie ein luftdichter Deckel, dass Wundsekret produziert wird und versperrt den Bakterien den Weg nach draußen.
> So können Sie Salben selbst herstellen
4. Tetanus-Infektion vermeiden
Auch eine noch so kleine Wunde birgt das Risiko, sich mit Tetanus (Wundstarrkrampf) anzustecken. Die gefährliche Infektionskrankheit wird durch das Bakterium Clostridium tetani ausgelöst, das schon durch kleine Kratzer in den Körper gelangen kann. Kinder sowie Erwachsene, die draußen arbeiten, sind besonders gefährdet, sich den Erreger einzufangen, da er sich vor allem in Erde, Schmutz und Staub verbirgt.
Erwachsene sollten die Impfung gegen Wundstarrkrampf alle zehn Jahre auffrischen lassen, Kinder bis 17 etwa alle fünf Jahre. Wenn Sie sich also eine Wunde zuziehen, sollten Sie spätestens dann den Impfschutz erneuern.
> Was Sie über Impfungen wissen sollten

Besonderheiten bei bestimmten Arten der Verletzung
Je nach Art und Schwere der Verletzung müssen zusätzlich entsprechende Maßnahmen bei der Wundversorgung berücksichtigt werden:
Schnittwunde
Ein Blatt Papier reicht schon, um sich zu schneiden. Ist die Schnittwunde nur oberflächlich, genügt es, wenn Sie sie wie oben beschrieben versorgen.
Ist sie aber tiefer und blutet sie stark, kann das zu einem Kreislaufschock führen. Außerdem können neben Blutgefäßen auch Nerven, Muskeln und Sehnen verletzt worden sein. Daher sollten Sie bei tiefen Schnittwunden unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Ist die Blutung sehr stark, können Sie als erste Hilfe selbst einen Druckverband anlegen, um sie zu stoppen: Decken Sie die Wunde mit einer sterilen Kompresse oder etwas Mullbinde ab. Anschließend legen Sie einen festen, nicht saugfähigen Gegenstand darauf – zum Beispiel eine noch eingeschweißte Mullbinde – und fixieren ihn mit Mullbinde so fest, dass er deutlich spürbaren, aber nicht schmerzhaften Druck auf die Wundfläche ausübt.
> Lesen Sie hier mehr über Schnittwunden und wie Sie diese versorgen
Platzwunde
Da Platzwunden stark bluten, sollten Sie sofort einen Druckverband anlegen, um die Blutung zu stoppen. Stellen Sie die verletzte Stelle ruhig und kühlen Sie sie, um die Schmerzen zu lindern und die Blutung zu verringern. Auf alle Fälle einen Arzt aufsuchen.
Verbrennung
Wer sich verbrennt, tut meistens schon aus einem Reflex heraus das Richtige: Halten Sie die verletzte Hautpartie unter kaltes Leitungswasser, sofern es sich um eine kleinflächige Verbrennung handelt (das bedeutet: sie ist nicht größer als die Handfläche des Verletzten). Kühlen Sie die Stelle solange, bis der Schmerz nachlässt. Aber: Der Wasserdruck darf nicht zu stark sein, da sonst das geschädigte Gewebe zusätzlich leidet. Eiswasser ist zur Behandlung verbrannter Haut nicht geeignet, und auch ins Wasser tauchen sollten Sie die verletzte Stelle nicht.
Decken Sie die Wunde anschließend locker mit einem keimfreien Verband ab. Achtung: Er darf nicht an der Wunde festkleben. Bei schwereren oder großflächigen Verbrennungen unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Bisswunde
Wurden Sie von einem Hund oder einem anderen Tier gebissen, spülen Sie die Wunde sofort mit Wasser aus und tragen Sie – falls schnell zur Hand – ein Antiseptikum auf. Suchen Sie einen Arzt auf, nicht zuletzt weil bei Tieren immer auch Tollwutgefahr besteht.
> Tollwut: Eine gefährliche Krankheit
Bei Unsicherheit besser zum Arzt
Kleinere Wunden lassen sich zwar leicht selbst versorgen, trotzdem können sie sich entzünden und zu Infektionen oder Narben führen. Wenn Sie sich nicht sicher sind, wie schlimm Ihre Verletzung ist, scheuen Sie sich nicht, den Arzt aufzusuchen – und sei es, um endlich den lebensrettenden Tetanus-Schutz aufzufrischen.