Wenn man hundert Menschen fragen würde, wie sie Schmerz beschreiben und definieren würden, dann würde man wahrscheinlich auch hundert verschiedene Antworten bekommen. Denn das Schmerzempfinden ist für jeden Menschen subjektiv und einzigartig. Schmerzen sind in erster Linie unangenehm, aber sie erfüllen eine wichtige Schutzfunktion im Körper.
Schmerz ist lebenswichtig. Ein Mensch ohne Schmerzempfinden ist praktisch nicht überlebensfähig, da er weder sich selbst noch seine Mitmenschen adäquat schützen könnte.
Wie entsteht Schmerz?
Rein physiologisch betrachtet bedeutet Schmerz eine Reizung (und möglicherweise Schädigung) von Fasern innerhalb des Nervensystems. Die Schmerzrezeptoren an den Nervenenden reagieren dabei immer dann, wenn eine Gewebeschädigung droht oder erfolgt ist, und leiten die „Information“ an die Großhirnrinde weiter – dann wird dem Menschen der Schmerz bewusst.
Welche Funktion hat Schmerz?
Grundsätzlich hat Schmerz eine wichtige Warn- bzw. Leitfunktion und ist eine subjektive Sinneswahrnehmung. Dabei wirken sowohl biologische als auch psychische und soziale Komponenten zusammen. Das Schmerzempfinden fällt dabei je nach Person sehr unterschiedlich aus.
Ort, Dauer, Art und Intensität der Verletzung – all diese Informationen werden einem mithilfe des unangenehmen Gefühls blitzschnell vermittelt, auch und gerade, um weitere bzw. schwerere Verletzungen zu vermeiden und sich zu schonen. Dieser Prozess zur Vermeidung schädlichen Verhaltens wird zum einen anhand des Schmerzes erlernt, zum anderen gibt es im Rückenmark sogenannte Reflexverschaltungen, die unbewusst für beispielsweise Fluchtbewegungen oder Schonhaltungen verantwortlich sind.
>Wärme oder Kälte? was hilft besser bei Verletzungen?
Einteilung von Schmerzen
Um Schmerzen beschreiben zu können, Schmerzempfinden ausdrücken zu können und aus ärztlicher Sicht eine Diagnose stellen zu können, ist es wichtig, den Schmerz persönlich für sich zu definieren und eingrenzen zu können. Ärzte verwenden zur Abfrage des Schmerzempfindens deshalb eine Schmerzskala.

Zunächst wird dafür zwischen akuten und chronischen Schmerzen unterschieden.
>Therapie von chronischen Schmerzen
Zusätzlich erfolgt eine Unterteilung in die Qualitäten affektiv und sensorisch, um das Schmerzerleben konkretisieren und so besser fassen zu können. Die affektive Komponente drückt das Gefühl aus, das mit dem Schmerz verbunden ist. Hierüber wird – jeweils subjektiv! – definiert, ob der Schmerz zum Beispiel heftig, quälend oder zermürbend ist. Auch Angst fällt unter diesen Bereich. Der sensorische Schmerz beschreibt Schärfe und Rhythmik, zum Beispiel reißend, brennend bzw. pochend oder hämmernd, und betrifft somit die Qualität der einzelnen Schmerzwahrnehmung. Die allgemeine Intensität variiert dabei immer stark und ist grundsätzlich abhängig von dem persönlichen Empfinden, den Erfahrungen und auch der Art und Größe der Verletzung.
Was hat Schmerz mit Erfahrung zu tun?
Schmerzwahrnehmung und Lokalisation sind ein Lernprozess des Körpers und beruhen auf Erfahrungen. Schmerzen werden vom Körper auch gefiltert. Dies kann zum Beispiel dann geschehen, wenn ein Schmerz infolge eines Unfalles unerträglich wäre. Dann setzt das Schmerzempfinden in dem Moment aus und der Betroffene spürt vorerst nichts (Schock).
Genauso gibt es auch den umgekehrten Fall: Hier bildet sich der Patient ein, er habe Schmerzen, obwohl diese rein physiologisch gar nicht existieren. Zudem verfügt der Körper auch über ein sogenanntes Schmerzgedächtnis. Hat der Körper den gleichen Schmerz schon einmal erfahren, so erinnert er sich und reagiert oftmals auf diese Wiederholung in der Form, dass der Schmerz als intensiver und länger anhaltend empfunden wird. Gleichzeitig wird die Schmerzschwelle, also der Moment, in dem der Schmerz bewusst empfunden wird, herabgesetzt.
Welche Schmerzarten gibt es?
Je nachdem, ob äußere oder innere Faktoren für den Schmerz verantwortlich sind, unterscheidet sich auch dessen Art.
Geht ein Schmerz von einem Organ aus, wird er als viszeraler Schmerz bezeichnet. Übelkeit, Entzündungen oder Zittern fallen unter die somatische Kategorie. Ist die seelische Belastung groß, spricht der Mediziner von psychosomatischen Beschwerden. Sind Gewebeschädigungen durch Einwirkung von außen vorhanden oder entsteht eine Funktionsstörung, kommt es zum sogenannten Nozizeptor-Schmerz.
Natürlich sind dabei die jeweiligen Kategorien nicht immer sauber voneinander abgrenzbar bzw. ist auch nicht immer lediglich eine Art beteiligt. Dies muss aber ein Fachmann diagnostizieren – und zwar anhand der persönlichen Schmerzbeschreibungen des Patienten.