Mädchen und Jungen werden immer früher geschlechtsreif. Hormone in Kosmetika sind womöglich mit dafür verantwortlich, sagt eine neue US-Studie.
Verwenden Frauen während der Schwangerschaft Körperpflegemittel mit bestimmten Inhaltsstoffen, kann das den Pubertätsbeginn ihrer Kinder beeinflussen. Das sind die ersten Schlussfolgerungen einer neuen Studie der US-Universität Berkely.
Was bewirken Hormone in Kosmetika?
Schon seit Jahrzehnten beginnt die Pubertät vor allem bei Mädchen immer früher. In einer Langzeitstudie hat ein Forscherteam die Wirkung von Phthalaten, Parabenen und Phenolen auf den menschlichen Organismus untersucht. Phthalate, Parabene und Phenole werden verdächtigt, vor allem bei Frauen das Hormonsystem zu beeinflussen.
Für die Langzeitstudie entnahmen die Forscher schwangeren Frauen den Urin ab. Anschließend testeten sie ihn auf den Gehalt verschiedener Zusatzstoffe. Jahre später untersuchten die Forscher die inzwischen 9-jährigen Kinder dieser Mütter alle neun Monate darauf, ob die Pubertät einsetzt. Insgesamt 338 Kinder nahmen an der Studie teil.
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Hormone beschleunigen die Pubertät
Die Ergebnisse im Überblick:
- Die Forscher entdeckten einen Zusammenhang zwischen dem Weichmacher Diethylphthalat, dem Desinfektionsmittel Triclosan und einer teils mehrere Monate früher einsetzenden Pubertät bei Mädchen. Diethylphthalat wird häufig wegen seiner filmbildenden, weichmachenden und haarglättenden Eigenschaften in Kosmetikprodukten eingesetzt. Triclosan kommt in niedriger Dosierung in vielen Kosmetikprodukten vor. Es hemmt die Vermehrung von Bakterien. Triclosan soll Antibiotikaresistenzen fördern.
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- Bei Müttern, deren Urin besonders viel Monoethylphthalat, einem Abbauprodukt von Diethylphthalat, enthielt, begann die Schamhaarentwicklung der Töchter durchschnittlich etwa sechs Monate früher.
- Mädchen, deren Mütter eine erhöhte Konzentration von Triclosan im Urin aufwiesen, bekamen knapp fünf Monate früher ihre erste Menstruation.
- Mädchen, die eine hohe Konzentration von Methylparaben im Urin aufwiesen, hatten eher ihre erste Menstruation. Außerdem entwickelten sich ihre Brüste früher.
- Hohe Propylparaben-Werte korrelierten mit einer vier bis sieben Monate früheren Schambehaarung. Bei Jungen reiften die Geschlechtsorgane eher heran. Parabene werden von Herstellern häufig als Konservierungsmittel in Kosmetika eingesetzt.
- Längerkettige Parabene wie Butyl- und Propylparaben werden schon seit einiger Zeit verdächtigt, wie ein Hormon zu wirken. In Tierversuchen beeinflussten sie die Fortpflanzungsfähigkeit von Tieren.
Die Hinweise auf diese Zusammenhänge bedeuten allerdings nicht, dass die Substanzen zwangsläufig den Pubertätsbeginn verfrühen. So verwenden womöglich Mädchen, die früher in die Pubertät kommen, häufiger Körperpflegeprodukte, deren Inhaltsstoffe sich dann auch im Urin in höheren Konzentrationen nachweisen lassen. Bei den Müttern wurden fast ausschließlich Feldarbeiterinnen getestet. Deren Werte könnten außerdem durch Pestizide belastet sein, so die Forscher. Es sind also noch weitere Studien nötig, um endgültige Schlüsse zu ziehen.
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Warum ist eine frühere Pubertät problematisch?
Die Verfasser der Studie sind der Ansicht, dass eine frühere Pubertät mit einem erhöhten Risiko für psychische Erkrankungen einhergeht. Außerdem erhöht eine frühe Geschlechtsreife langfristig das Risiko für Brust- und Eierstockkrebs bei Mädchen und Hodenkrebs bei Jungen.