Die Netzhaut spielt eine entscheidende Rolle dabei, dass wir sehen können. Eine Netzhautablösung ist darum ein augenärztlicher Notfall, der schnelles Handeln erfordert, um eine Erblindung zu verhindern.
Von außen betrachtet, wirkt unser Auge wie ein fester, kompakter Baustein unseres Körpers. Tatsächlich ist das Auge aber die Summe vieler beweglicher Einzelteile, die zusammen das Sehen ermöglichen. Dass Linse, Netzhaut, Glaskörper und Co. an Ort und Stelle bleiben, liegt an Sogkräften, die im Augapfel wirken.
Die Netzhaut (Retina) wandelt Licht in einen Nervenimpuls um und übermittelt ihn ans Sehzentrum. Wenn die Sogkräfte im Auge nachlassen, kann die Netzhaut ihren Halt verlieren. Sobald sie sich von der darunterliegenden Aderhaut ablöst, ist ihre Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff gekappt. Das Fatale daran: Die unterversorgte Netzhaut funktioniert nun nicht mehr, wie sie soll. Hält dieser Zustand längere Zeit an, sind die Schäden dauerhaft.
Lesen Sie hier, an welchen Symptomen man eine Netzhautablösung erkennt, welche Ursachen in Frage kommen und ob eine Operation die einzige sinnvolle Option einer Behandlung ist.
Typische Symptome einer Netzhautablösung
Es passiert selten, aber wenn sich die Netzhaut abhebt, entscheidet die Zeit über Genesungschancen. Darum ist es wichtig, die Erkrankung erstens zu erkennen und zweitens schnellstmöglich zu behandeln.
Eine Netzhautablösung kann symptomlos verlaufen. Treten beim Patienten allerdings folgende Sehstörungen auf, kann das ein Indiz dafür sein, dass etwas nicht stimmt:
- Lichtblitze erscheinen vor allem bei geschlossenen Augen oder im Dunkeln. Die Blitze im Auge (auch Photopsien genannt) entstehen, weil der Glaskörper an der schon losen Netzhaut zieht und so die Sinneszellen reizt.
- Rußregen: Reißt die abgelöste Netzhaut ein, werden mitunter Blutgefäße beschädigt. Die feinen Blutungen nehmen die Betroffenen als schwirrende rötliche oder schwarze Punkte im Gesichtsfeld wahr – die wie Staubflusen oder fliegende Mücken vor den Augen die Sicht stören.
- Gesichtsfeldausfall: Wie ein Schleier oder Vorhang verengen schwarze Schatten das Gesichtsfeld, es schrumpft immer mehr. Der Grund: Die Lichtwahrnehmung ist an den abgelösten Netzhautstellen unterbrochen.
- Unscharfes Sehen: Hebt sich die Netzhaut in der Nähe der Makula ab, dem Punkt des schärfsten Sehens, nimmt die Sehschärfe ab.
> Flimmern vor den Augen: Was hinter Sehstörungen steckt

Verschiedene Ursachen kommen infrage
Hinter der Netzhautablösung können äußere Einflüsse stecken – eine alte Verletzung zum Beispiel, eine Augenprellung oder Operationen, die in der Vergangenheit stattfanden. Wer an Kurzsichtigkeit leidet, hat das erhöhte Risiko einer Netzhautablösung. Selten sind Tumore an der Aderhaut, die zur Netzhautablösung führen können. Häufigste Ursache sind innere Faktoren:
Rissbedingte Netzhautablösung
Auch rhegmatogene Netzhautablösung genannt. Altersbedingte Veränderungen, die zu einem Riss führen, sind der häufigste Grund dafür, dass sich die Netzhaut ablöst. In die Jahre gekommen, schrumpft der Glaskörper des betroffenen Auges und zieht dabei immer mehr an der Netzhaut. Auch die verliert, je älter sie ist, an Substanz. Bei zu viel Zugkraft reißt sie darum leicht ein oder es entstehen kleine Löcher. Durch diese Verletzungen kann Flüssigkeit aus dem Glaskörper austreten und unter die Netzhaut fließen, die sich dadurch abhebt.
> Augeninfarkt: Plötzlich blind
Exsudative Netzhautablösung
Seltener führen entzündliche Prozesse im Netzhautbereich zu ihrer Ablösung. In diesen Fällen tritt Flüssigkeit aus, die bei der Entzündung entsteht, und sammelt sich zwischen Netzhaut und dem retinalen Pigmentepithel an.
Traktive Netzhautablösung (Ablösung durch Zugwirkung)
Durch Diabetes, Augenverletzungen oder alte Netzhautablösungen können sich Bindegewebs- oder Narbenstränge bilden, die punktuell auf der Netzhautoberfläche anhaften. Diese Verwachsungen verkürzen sich mit der Zeit und ziehen die Retina unter Umständen von der Aderhaut ab.
Glaskörperabsaugung
Eine Ursache für Netzhautablösung kann auch eine Glaskörperabsaugung (Vitrektomie) sein, mit der man eine sogenannte hintere Glaskörperabhebung behandeln kann. Die Glaskörperabhebung ist an sich harmlos, die damit verbundenen Trübungen können den Patienten allerdings stark beeinträchtigen.
In Einzelfällen wird eine Glaskörperabhebung mit einer Vitrektomie behandelt. Da der meist minimal-invasive Eingriff allerdings gerade erst dazu führen kann, dass es bei dem Patienten zu einer Netzhautablösung kommt, muss der Augenarzt entscheiden, ob die Vitrektomie wirklich notwendig ist.
Diagnose einer Netzhautablösung
Um die Netzhaut untersuchen zu können, muss der Augenarzt eine Augenspiegelung (Ophthalmoskopie) durchführen. Mit Augentropfen vergrößert er die Pupille. Mit einem Vergrößerungsglas und Licht kann er anschließend Veränderungen auf der Netzhaut erkennen. In einigen Fällen wird auch ein Ultraschall zur Diagnose herangeführt.
Frühe Behandlung, gute Heilungschancen
Wichtig ist, dass der Arzt bei einer Netzhautablösung schnell die richtige Diagnose stellt, um rasch handeln und eine Erblindung verhindern zu können.
Löcher und Risse in der Netzhaut, die noch nicht zu ihrer Ablösungen geführt haben, kann der Augenarzt durch eine Laserbehandlung reparieren – und so Ader- und Netzhaut wieder verschweißen.
Eine echte Netzhautablösung gehört immer operiert. Das Ziel: die Risse abdichten und die Netzhaut wieder mit ihrem Untergrund verbinden. Dazu näht der Arzt zum Beispiel winzige Kunststoffplomben von außen auf das Auge oder operiert es von innen.
Welche Methode zum Einsatz kommt, ist davon abhängig, wie weit fortgeschritten die Verletzung ist. Der Erfolg der Therapie ist aber in jedem Fall an die Zeit geknüpft, die zwischen Ablösung und Behandlung liegt. Schnelles Handeln ist darum oberstes Gebot.