Fibromyalgie ist eine Erkrankung, die verbreitete, chronische Schmerzen in den Muskeln und im Weichgewebe des Körpers verursacht.
Was ist eine Fibromyalgie?
Der Begriff, der wörtlich „Faser-Muskel-Schmerz“ bedeutet, wurde erstmals im Jahr 1981 von einem US-amerikanischen Rheumatologen verwendet. Allerdings lassen sich die Symptome, die wir heute der Fibromyalgie zuordnen, bis ins 19. Jahrhundert und noch länger zurückverfolgen. In dieser Zeit war die Erkrankung als „Muskelrheuma“, „chronisches Rheuma“, „Rückenmarksreizung“, „Charcotsche Hysterie“ oder als „hysterischer Krampf“ bekannt. Im frühen 20. Jahrhundert wurde der Begriff „Fibrositis“ (Entzündung des fibrösen Gewebes) verwendet. Diese Bezeichnung hielt sich bis in die 1970er Jahre.

Menschen, die an Fibromyalgie leiden, haben nicht nur Muskelschmerzen, sondern auch weitere Symptome. Aus diesem Grund bevorzugen einige den Begriff „Fibromyalgiesyndrom“.
Was sind die Ursachen einer Fibromyalgie?
Obwohl es zahlreiche Theorien gibt, sind die Ursachen für die Erkrankung noch immer nicht abschließend geklärt. Als sicher gilt, dass Fibromyalgie mehr als eine Ursache hat und dass sie entsteht, wenn eine Reihe von Faktoren zusammentrifft. Ärzten sprechen deshalb von einer „multifaktoriellen Störung“.
Folgenden Faktoren können die Entstehung der Erkrankung begünstigen:
- genetische Veranlagung
- Stress oder eine erhöhte Anfälligkeit für Stress und Ängste sowie ein gestörter Schlafrhythmus
- hormonelle Veränderungen
- physisches oder psychisches Trauma
- andere psychologische Faktoren
- chronische Virusinfektionen, postvirales Syndrom oder Myalgische Enzephalomyelitis (ME)
- Störungen des Immunsystems
Wieso es zum Ausbruch der Fibromyalgie kommt, ist noch nicht abschließend geklärt. Man vermutet, dass die Schmerzen bei den von Fibromyalgie betroffenen Menschen entstehen, weil ihre Muskeln und das Weichgewebe außergewöhnlich empfindlich auf Schmerzen reagieren. Wissenschaftliche Untersuchungen deuten darauf hin, dass ihre Nerven Anomalien aufweisen und deswegen empfindlicher auf Schmerzsignale reagieren als die Nerven von Menschen, die nicht von der Krankheit betroffen sind. Viele empfinden selbst schwache Berührungen der Muskeln als schmerzhaft. Wenn sich am Fibromyalgie Erkrankte eine kleine Wunde zuziehen, ist der Schmerz im Verhältnis zum Schweregrad der Verletzung unverhältnismäßig stark und kann länger anhalten als normal.

Darüber hinaus hat man festgestellt, dass von Fibromyalgie Betroffene im Vergleich zu gesunden Menschen öfter unter Schlafproblemen leiden.
Manche Fachleute vertreten die Meinung, dass Nahrungsmittelunverträglichkeiten, die häufig mit Immunfunktionsstörungen in Verbindung gebracht werden, bei Patienten mit Fibromyalgie häufiger auftreten. Zu den wichtigsten problematischen Nahrungsmitteln zählen Weizen– und Milchprodukte, Zucker, Koffein, Aspartam, Alkohol und Schokolade.
Was sind die Symptome einer Fibromyalgie?
Die meisten Menschen, die an Fibromyalgie leiden, klagen über Schmerzen und Druckempfindlichkeit an den sogenannten Tenderpoints, in den Muskeln und dem zugehörigen Weichgewebe.
Tenderpoints werden 18 festgelegte Stellen am Körper genannt, die bei an Fibromyalgie Erkrankten auf Druck übermäßig schmerzen. Diese neuralgischen Punkte wurden vom American College of Rheumatology definiert. Tenderpoints (auch Triggerpoints genannt) befinden sich vor allem im Bereich des Nackens und auf den Schultern, den Ellenbogen und Knien, der unteren Wirbelsäule und an den Hüften.
Die am stärksten betroffenen Muskelgruppen befinden sich im Nacken und in den Schultern, aber Fibromyalgie kann in praktisch jedem Muskel des Körpers zu Schmerzen führen. Die betroffenen Muskeln können krampfen oder zucken. Schmerzen im Nacken und in den Schultern können mit mittelschweren bis starken Kopfschmerzen oder Übelkeit und Schwindel einhergehen.
Weitere Fibromyalgie-Symptome sind unerklärliche Müdigkeit oder Erschöpfung, Leistungsschwäche, Konzentrationsschwierigkeiten, Gedächtnisprobleme und Verdauungsbeschwerden.

Die für Fibromyalgie typischen Muskelschmerzen können jederzeit auftreten, obwohl die Intensität von Tag zu Tag und je nach Tageszeit schwanken kann. Betroffene beschreiben den Schmerz als ziehend oder brennend. Da die Muskeln bei Bewegung schmerzen, kann Steifigkeit in den Muskeln und Gelenken als zusätzliches Symptom auftreten.
Die Muskelschmerzen und -steifigkeit werden stärker, wenn Betroffene sehr lange in einer Position verharren und machen sich zum Beispiel morgens nach dem Aufwachen bemerkbar. Mehr Bewegung kann also bei manchen Betroffenen die Symptome lindern. Allerdings gibt es Fälle von Fibromyalgie, wo selbst das leichteste Training die Muskelschmerzen verschlimmert. Darüber hinaus können sich die Symptome verstärken, wenn Betroffene an Ängsten leiden, gestresst sind oder sich das Wetter ändert.
> Fibromyalgie und Stress: Belastung mindern und vermeiden.
Fibromyalgie: Weniger häufige Symptome
Daneben können bei Menschen, die an Fibromyalgie leiden, zahlreiche weitere Symptome auftreten. Diese sind im Allgemeinen weniger häufig als die oben beschriebenen, so zum Beispiel:
- Nervosität, Reizbarkeit, geringe Stressresistenz, ständiges Grübeln, gedrückte Stimmung oder Depressionen
Diese Symptome können direkt durch die Erkrankung ausgelöst werden oder ein Ergebnis des ständigen Krankheitsgefühls sein. - Kalte Hände oder Füße
Dieses Symptom entsteht vermutlich infolge einer schlechten Durchblutung, die durch Krämpfe in den Arterien und eine Unterbrechung des Blutflusses in die Extremitäten des Körpers verursacht wird. - Kribbeln, Stechen oder Taubheitsgefühl in den Händen oder Füßen
Ursache für diese Symptome ist vermutlich eine Kombination aus schlechter Durchblutung und einer Entzündung des Nervengewebes. - „Restless-Legs-Syndrom“ (RLS, „Syndrom der ruhelosen Beine“)
Bei diesem Syndrom verspürt der Betroffene ein unangenehmes, kribbelndes Gefühl in den Beinen und muss diese ständig bewegen oder massieren. Diese Beschwerden haben etwa 20 Prozent aller Fibromyalgie-Kranken. - Erhöhter Harndrang
Dieses Symptom tritt bei beiden Geschlechtern auf. Ein Zusammenhang mit einer vergrößerten Prostata scheint ausgeschlossen.
Wie erkennt der Arzt die Erkrankung?
Es gibt keine spezifische ärztliche Untersuchung, wie etwa eine Blutanalyse, eine Röntgen- oder MRT-Untersuchung, die die Diagnose „Fibromyalgie“ bestätigen kann. Auch auf eine Diagnose auf der Basis von Fragebögen oder Fibromyalgie-Tests ist nicht ausreichend Verlass. Die Fibromyalgie-Symptome können auch auf andere Krankheiten hinweisen. Ein Arzt wird darum zunächst einige Untersuchungen und gegebenenfalls Bluttests veranlassen, um andere Krankheiten auszuschließen. Dazu gehören etwa Rheuma, rheumatoide Arthritis oder andere Autoimmunerkrankungen wie Schilddrüsenprobleme, das Pfeiffersche Drüsenfieber oder Anämie. Sind die Ergebnisse dieser Untersuchungen im Normbereich, gewinnt die Diagnose „Fibromyalgie“ an Wahrscheinlichkeit.

Einige Ärzte suchen nach den Tenderpoints und testen, ob die entsprechenden Stellen mit übermäßigem Schmerz auf Druck reagieren. Obwohl diese Technik hilfreich sein kann, ist die Durchführung nicht immer einfach und der Test selten eindeutig.
Wie wird eine Fibromyalgie behandelt?
Da es keine zugrunde liegende Ursache gibt, die behandelt werden kann, konzentriert sich die Therapie auf die Linderung der Schmerzen und auf andere Formen des Symptommanagements.
Zu den schulmedizinischen Behandlungsformen bei Fibromyalgie zählen:
- Schmerzmittel oder entzündungshemmende Medikamente
- andere verschreibungspflichtige Arzneimittel
- Verhaltenstherapien
- Muskelrelaxanzien
- Physiotherapie
- Sport
Einige Experten vertreten die Meinung, dass bei Fibromyalgie am besten ein ganzheitlicher Ansatz greift, bei dem sowohl konventionelle als auch alternative Therapien kombiniert werden. Zu den oben genannten Behandlungsformen können dann folgende hinzukommen:
- Ernährung
- Akupunktur
- Yoga
- Aromatherapie
- Fußreflexzonenmassage
- Homöopathie
- pflanzliche Arzneimittel wie Teufelskralle und Arnika
Wie kann ich einer Fibromyalgie vorbeugen?
Da die Ursachen der Erkrankung bis jetzt noch nicht eindeutig geklärt sind, kann man der Erkrankung nicht vorbeugen. Wissenschaftliche Studien deuten darauf hin, dass es familiären Häufungen gibt. Risikopatienten sollten deshalb darauf achten, Schmerzen jeglicher Art angemessen zu behandeln. So kann vermieden werden, dass das „Schmerzgedächtnis“ die empfundenen Schmerzen „verankert“ und diese chronisch werden.

Wie sind die Heilungschancen?
Fibromyalgie gibt vielen Ärzten und Wissenschaftlern Rätsel auf. Solange die Ursachen nicht bekannt sind, können lediglich die Symptome behandelt werden. In den meisten Fällen gelingt es immerhin, diese erfolgreich zu therapieren.
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