Koma – Rückzug in die Bewusstlosigkeit

Koma – Rückzug in die Bewusstlosigkeit

Pro Jahr erleiden rund 100.000 Menschen in Deutschland schwere Schädel-Hirn-Verletzungen. Etwa 20.000 liegen danach länger als drei Wochen im Koma.
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Pro Jahr erleiden rund 100.000 Menschen in Deutschland schwere Schädel-Hirn-Verletzungen. Etwa 20.000 liegen danach länger als drei Wochen im Koma.

Das Koma ist ein Symptom, keine Krankheit. Das Wort stammt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt „tiefer Schlaf“. Tatsächlich handelt es sich um eine über längere Zeit bestehende völlige Bewusstlosigkeit. Selbst starke Außenreize, etwa laute Geräusche und selbst wiederholte Schmerzen können Sie, sollten Sie im Koma liegen, nicht aufwecken.

Ihre Muskeln sind erschlafft, Ihre Atmung ist stark verlangsamt und setzt sogar aus. Ursache für diese massivste Form der Bewusstseinsstörung ist eine Beeinträchtigung Ihrer Großhirnrinde. Das Koma ist meistens lebensbedrohlich. Rund 3000 bis 5000 Menschen pro Jahr verbleiben im Koma: Sie leben weiter, erlangen das Bewusstsein aber nicht zurück

Mögliche Auslöser eines Komas

Hauptsächlich sind es vier Ursachen, durch die Sie in ein Koma fallen können:

  1. Erkrankungen des Gehirns

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  1. Stoffwechselstörungen

  • Diabetisches Koma durch Überzuckerung oder Unterzuckerung
  • Sauerstoffmangel im Blut (etwa durch Ersticken oder Kreislaufversagen)
  • CO2-Überschuss im Blut (Vergiftung)
  • Nierenversagen
  • Leberinsuffizienz

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  1. Stromschlag

  2. Vergiftungen

  • Als Unfall
  • Durch Drogen wie Alkohol oder andere Rauschmittel
  • In der Schwangerschaft (Eklampsie)
  • Durch Narkosemittel

Formen des Komas

Neben dem klassischen Koma gibt es Spezialformen. In der Regel zeigt der Betroffene dabei ein gewisses Maß an Bewusstheit.

Wachkoma oder apallisches Syndrom

Zum Wachkoma oder apallischen Syndrom kommt es nach einer schweren Schädigung des Gehirns. Die Betroffenen wirken wach. Das liegt hauptsächlich daran, dass sie ihre Augen geöffnet haben. Dabei blicken sie entweder starr in eine Richtung oder ihr Blick gleitet hin und her, ohne wirklich etwas wahrzunehmen. Sie sind nicht ansprechbar und reagieren nicht auf Außenreize. Lebenswichtige Funktionen wie Atmung und Verdauung funktionieren selbstständig. Teilweise ist ein Schlaf-Wach-Rhythmus vorhanden.

Ältere Frau im Gespräch mit einer Ärztin.
Häufig werden Angehörige über die Begebenheiten vor dem Koma befragt. (c) Kzenon/Fotolia

Minimaler Bewusstseinszustand (Minimally Conscious State, MCS)

Das apallische Syndrom und der Minimale Bewusstseinszustand ähneln einander. Während Patienten im Wachkoma aber nur zu unbewussten Reflexen in der Lage sind, zeigen Betroffene des MCS ab und zu gezielte Reaktionen auf äußere Reize wie Geräusche oder Berührungen und äußern sogar Gefühle gegenüber Anwesenden.

Mediziner betrachten die Grenzen zwischen dem MCS und dem Wachkoma inzwischen als fließend. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand aus dem MCS wieder erwacht, ist dabei größer als die eines Erwachens im Fall des apallischen Syndroms.

Künstliches Koma

Das künstliche Koma bezeichnet eine Langzeitnarkose. Ärzte setzen sie im schwierigen Stadium einer Intensivbehandlung ein, indem sie einen Patienten mit Beruhigungs-, Schlaf- und Schmerzmitteln betäuben. Insofern ist „Koma“ dafür unzutreffend, denn der Begriff bezeichnet ja einen ungeregelten Verlust des Bewusstseins.

Locked-in-Syndrom (LIS)

Die Betroffenen sind wach, können fühlen, hören und sehen, sind aber vollkommen gelähmt und können kaum mit ihrer Umwelt Kontakt aufnehmen. Häufig verursacht ein Schlaganfall mit Verschluss der Arteria basilaris das LIS. Diese Arterie versorgt den vorderen Hirnstamm mit Blut, wo Bewegungssignale vom Gehirn zu den Muskeln weitergeleitet werden. Bricht diese Verbindung ab, fällt die Motorik komplett aus. Möglich bleiben nur vertikale Augenbewegungen, da eine Gehirnregion sie steuert, die oberhalb des Hirnstamms liegt.

Die Diagnose der Bewusstseinsstörung

Ziel der Diagnose eines komatösen Zustands ist vor allem, die Ursache der Bewusstlosigkeit herauszufinden.

Da der Arzt mit dem Patienten selbst nicht sprechen kann, fragt er Angehörige oder Zeugen, was geschah, kurz bevor das Koma eintrat. Er versucht herauszufinden, ob beispielsweise ein Unfall passiert ist, etwa ein Stromschlag, ob es zu einem Krampfanfall kam oder ob der Patient an Diabetes leidet.

Dann sucht der Arzt nach körperlichen Auffälligkeiten, etwa nach Verletzungen der Halswirbelsäule oder Blutungen. Mit der sogenannten Glasgow-Koma-Skala ermittelt er den Schweregrad des Komas. Dabei erfasst er Reaktionen auf Ansprechen oder Schmerzreize in einer Punkteskala.

Bildgebende Verfahren wie die Computertomografie oder Magnetresonanztomografie ermitteln Verletzungen oder Blutungen des Gehirns.

Therapie der Bewusstlosigkeit

Die Behandlung im Fall eines Komas richtet sich nach der zugrundeliegenden Erkrankung. War es beispielsweise ein Schlaganfall, erhält der Patient intravenös ein Mittel, das Blutgerinnsel auflöst. War es eine Vergiftung, leiten die Ärzte das Gift aus dem Körper, verabreichen dem Patienten eventuell ein Gegengift. Außerdem wird er beatmet, erhält über einen Tropf Flüssigkeit und wird über eine Magensonde ernährt. Verletzungen oder Blutungen des Gehirns müssen eventuell operiert werden.

Erwacht der Patient nach den ersten Behandlungen nicht aus dem Koma, versuchen Mediziner sein Gehirn zu stimulieren, damit es die Arbeit wieder aufnimmt. Dazu bieten sie ihm Sinnesreize wie Musik, Ergotherapie oder Massagen. Angehörige können durch zärtliche Berührungen oder Ansprache des Patienten die Therapie unterstützen.

Kann ein Patient aus dem Koma erwachen?

Wie gut die Chancen stehen, ob ein Patient aus dem Koma erwacht, hängt von der Schwere der Schädigung seines Gehirns ab. Etwa ein Viertel der Patienten, die wieder ihr Bewusstsein zurückerlangen, lernen wieder zu schlucken, zu gehen, zu greifen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Ein Viertel bleibt im Zustand der schweren Bewusstseinsstörung oder verstirbt. Etwa die Hälfte der Patienten ist nach dem Koma dauerhaft auf fremde Hilfe angewiesen.

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