Wenn Körper und Geist ermüden, versprechen Energydrinks schnelle Rettung. Aber: Der Frischekick aus der Dose ist gesundheitlich nicht ganz unbedenklich. Wir haben die so zuckersüßen wie umstrittenen Modegetränke mal unter die Lupe genommen.
Besser, höher, schneller, länger – die koffeinhaltigen Getränke locken mit vielen verführerischen Superlativen. Glaubt man der Werbung, müsste ein echter Zaubertrank in den kleinen Dosen stecken, der putzmunter machen und zu sportlichen wie mentalen Höchstleistungen anregen soll. Vor allem bei Kindern und Jugendlichen scheinen derartig beflügelnde Botschaften wirklich einen Nerv zu treffen. Und genau darin liegt für viele Experten das Problem – denn gerade für die Kleinen bergen die Drinks ein großes gesundheitliches Risiko.
Wissenschaftler bewerten Energydrinks immer wieder als gefährlich. Die Wachmacher stehen im Verdacht, Herzrhythmusstörungen, Krampfanfälle oder Nierenversagen hervorzurufen, dürfen aber trotzdem auch an Kinder frei verkauft werden. Das Bundesverbraucherministerium hat in Deutschland inzwischen Höchstmengen für bestimmte Inhaltsstoffe verordnet. Außerdem müssen auf den Dosen die Hinweise „erhöhter Koffeingehalt“ und „für Kinder und schwangere und stillende Frauen nicht geeignet“ abgedruckt sein. Lebensmittelwächter wie Foodwatch und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordern darüber hinaus seit Jahren ein Verkaufsverbot an Minderjährige. Vergebens. Aber wie schädlich sind Energydrinks wirklich?
Das ist drin in den Drinks
Um Wirkung und Gefahr von sogenannten Energydrinks zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die Inhaltsstoffe der erfrischenden Brausen. Natürlich sind die Rezepturen je nach Hersteller verschieden – und in den meisten Fällen auch streng geheime Firmensache. Aber die Hauptzutaten Koffein, Taurin und jede Menge Zucker finden sich in allen Dosen.
Dass Zucker und Koffein beleben, ist erwiesen. Während Zucker dem Körper schnell verfügbare Energie liefert, regt das Stimulans Koffein das Herzkreislaufsystem an und beflügelt den Kopf, weil es aktiviert, die Konzentration fördert und Müdigkeit ausbremst. Hinzu kommt die Aminosäure Taurin, der ein ähnlich leistungssteigernder Effekt nachgesagt wird – wissenschaftlich nachgewiesen ist der allerdings bis heute nicht.
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Die Kehrseite der Inhaltsstoffe
Zucker
Eine 250 ml-Dose enthält um die 25 Gramm Zucker, was einem Viertel des Tagesbedarfs eines Erwachsenen entspricht und die kleinen Drinks zu echten Kalorienbomben macht. Der hohe Zuckergehalt schadet dem Zahnschmelz und kann zu Übergewicht, Karies und Typ-2-Diabetes führen. Außerdem: Den zuckersüßen Gummibärengeschmack finden Kinder ganz besonders toll.
Koffein
Erhöhter Koffeinkonsum kann Nervosität, Schlaflosigkeit, Schweißausbrüche und Herzrasen auslösen. Studien berichten von Herzklopfen, Unruhe, Übelkeit und Erbrechen. In welchem Maß der Körper auf Koffein reagiert, hängt von der individuellen Sensibilität und Dosis ab. Für Kinder ist Koffein absolut ungeeignet. Für gesunde Erwachsene gelten 400 Milligramm täglich als gesundheitlich unbedenklich. In einer handelsüblichen Dose eines Energiegetränks (250 Milliliter) stecken ungefähr 80 Milligramm Koffein.
Taurin
Sowohl die positiven als auch negativen Effekte von Taurin sind bisher unzureichend erforscht. Zwischen 3 und 6 Gramm täglich werden als ungefährlich bewertet. Allerdings rät die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) vom Konsum ab, solange die Unbedenklichkeit nicht zweifelsfrei nachgewiesen ist.
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Dann sind Energydrinks besonders gefährlich
Will man die schädliche Wirkung von Energydrinks beurteilen, kommt es vor allem darauf an, wie und von wem die künstlichen Wachmacher getrunken werden. Besonders riskant sind sie, …
- wenn sie mit Alkohol gemixt werden: Die Kombination führt zu doppelter Dehydration (beide Getränke entziehen dem Körper Wasser) und zu einer enormen Selbstüberschätzung.
- vor anstrengenden sportlichen Aktivitäten. Es gibt Berichte von Todesfällen. Die Zusammenhänge sind wissenschaftlich zwar nicht belegt, die Hinweise gelten aber als ausreichend, um übermäßigen Koffeinkonsum vor sportlichen Anstrengungen als riskant einzustufen.
- wenn Sie schwanger sind oder stillen. Für Schwangere gilt eine Tagesdosis Koffein von bis zu 200 Milligramm als unbedenklich. Diese sollte keinesfalls überschritten werden. Es gibt Fälle, bei denen es nach einer exzessiven Einnahme von Energydrinks zu Fehl- oder Totgeburten kam.
- für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Der erhöhte Koffein- und Zuckergehalt birgt für Heranwachsende große gesundheitliche Risiken. Bei übermäßigem Konsum können die Inhaltsstoffe Kinderherzen belasten und zu Rhythmusstörungen, Bluthochdruck und Verdickung des Herzmuskels führen.
- wenn sie zu hoch konzentriert sind: Achten Sie auf die Angabe der Inhaltsstoffe. Mehr als 320 Milligramm Koffein pro Liter darf in den Getränken nicht enthalten sein. Die sogenannten Energy-Shots sind eine Ausnahme. In ihnen steckt viermal so viel Koffein wie zugelassen – erlaubt sind sie trotzdem, da die Fläschchen als Nahrungsmittelergänzung verkauft werden und damit anderen Regelungen unterliegen.
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Die Meinungen darüber, ob Energydrinks per se gefährlich sind, gehen auseinander – auch die wissenschaftlichen. „In Maßen“ ist wohl – wie so oft – die Zauberformel. Ab und zu ein Energydrink muss bei Erwachsenen nicht gleich böse Folgen für die Gesundheit haben. Vom regelmäßigen Genuss ist allerdings abzuraten. Zumal die belebenden Zusatzstoffe die Symptome einer Erschöpfung eigentlich nur überdecken, die Ursachen aber nicht bekämpfen. Fordert der Körper Erholung, sollten Sie ihm das Päuschen auch gönnen.