Darmgesundheit: Mein Darm braucht Pflege
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Darmgesundheit: Mein Darm braucht Pflege

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Eine junge Frau legt ihre Hände über ihren Bauch. Symbolbild für Darmgesundheit.
Inhaltsverzeichnis

Etwa 32 Quadratmeter Darm schlingen sich vom Magen bis zum Rektum: Lebensraum für Mikroorganismen, die auf vielfältige Körperfunktionen Einfluss nehmen. Doch wie können wir dazu beitragen, dass unsere Därme gesund bleiben oder werden?

Zu diesem Thema haben wir mit Ratgeberautorin Michaela Schara gesprochen.

Klassische Warnsignale

Woran können Menschen feststellen, dass etwas in ihrem Darm nicht in Ordnung ist?

„Wenn es akute Probleme gibt, merkt man das recht rasch – der Bauch ist gebläht, man hat Durchfall oder Verstopfung, man fühlt sich unwohl. Alles klassische Warnsignale, die darauf hinweisen, dass etwas nicht stimmt im Bauch. Doch oft gewöhnen sich Betroffene auch an Gesundheitsprobleme, vor allem, wenn sie schon länger bestehen und sie es gar nicht anders kennen, als dass der Darm Probleme bereitet. Wer immer wieder unter allgemeinem Unwohlsein, Appetitmangel oder Heißhunger, Bauchschmerzen, Durchfall, Blähungen, Übelkeit, Erbrechen, chronische Müdigkeit und Schmerzen, möglicherweise sogar unter Abszessen und Fisteln leidet, sollte einen Arzt aufsuchen, einen Allgemeinmediziner, Gastroenterologen oder Proktologen. Denn hinter solchen Beschwerden können ernste, chronische Erkrankungen stecken, wie zum Beispiel Morbus Crohn.“

Sogar bei Müdigkeit kann der Darm die Ursache sein? Welchen Einfluss hat der Darm auf unseren Allgemeinzustand?

„Chronische Müdigkeit, auch Fatigue genannt, unterscheidet sich grundlegend von der Müdigkeit nach einer schlafarmen Nacht. Sie ist eher eine bleierne Mattigkeit, die sich durch den Tag zieht und auch nach einer Nacht mit tollem Schlaf nicht verschwunden ist.

Der Darm ist der Motor unseres Körpers. Wenn er stottert und nicht das tut, wofür er da ist, dann leidet der ganze Körper. Auch Beschwerden, die an völlig anderen Körperstellen auftreten, können im Darm ihren Ursprung haben: Gelenkschmerzen, Augenentzündungen, Hautprobleme, Leber- und Gallenbeschwerden, Nieren- und Gallensteine, Osteoporose und vieles, was mit der Produktion von Hormonen, Abwehrzellen des Immunsystems oder dem Wasserhaushalt zu tun hat. Die Funktionsweise unseres Darms beeinflusst nicht nur unsere gesamte Biologie, sondern auch unsere Psyche: Man hat herausgefunden, dass das Mikrobiom im Darm – die Summe der kleinen bakteriellen Helferlein, die die Nahrung verwerten – auch unsere Emotionen steuert. Unser Bauchhirn ist im Vergleich zum Kopfhirn wesentlich älter. Damit hat der Bauch seit Menschengedenken Vorrang, auch wenn es um die emotionale Steuerung geht.“

Lia Lindmann

ist Ratgeberautorin, Gesundheitsjournalistin und Beraterin. 2012 hat sie selbst die Diagnose Lipödem erhalten und befand: Es gibt viel zu wenig verlässliche Literatur zu dieser weit verbreiteten, schmerzhaften Erkrankung. Also hat sie das geändert. Lia Lindmann wurde für ihre Arbeit von Institutionen wie den Vereinten Nationen und UNESCO ausgezeichnet. Sie bietet individuelle Beratung für Menschen mit Lipödem und Adipositas an. Lia Lindmanns Ratgeber „Leichter leben mit Lipödem“ wird von Betroffenen und Ärzten empfohlen. Auf Facebook leitet sie eine Selbsthilfegruppe gleichen Namens. Besondere Interessensgebiete: Ernährungswissenschaft, Schmerzmedizin, Lymphologie, Endokrinologie, Gynäkologie, Psychologie,  Naturheilkunde, Pädagogik und Transgeschlechtlichkeit.

Unterstützung für den Darm

Welche Möglichkeiten gibt es, den Darm zu stärken und zu unterstützen?

„Zum Einen: Gehen Sie spätestens ab dem 40. Lebensjahr regelmäßig zur Darmkrebsvorsorge und sprechen Sie mit Ihren Ärzten, vor allem wenn Sie immer wieder Probleme im Magen-Darm-Bereich haben, aber auch wenn Sie sich generell unwohl fühlen. Eine Darmspiegelung ist heute zum Glück wesentlich angenehmer als früher. Was die meisten stört, ist die Vorbereitung, bei der man mittels spezieller Abführmittel den Darm reinigt. Das Wichtigste hier: Viel, richtig viel Flüssigkeit zu sich nehmen! Wasser, Kräutertees oder klare Suppen sind ideal.

Zum Anderen: Unser Bauchmotor braucht guten Kraftstoff, damit er seinen Job gut erledigen kann. Die richtige Ernährung, mit einer ausgewogenen Menge an Vitaminen, Ballast- und Nährstoffen, sowie im Anlassfall spezielle Probiotika, sind das Beste, was man für seinen Darm und dessen Flora tun kann. Entspannungstechniken wirken sich ebenfalls positiv auf die Darmgesundheit aus, ebenso wie ein Spaziergang im Wald und moderater Sport.

Informieren Sie sich! Sowohl im Umgang mit MedizinerInnen als auch bei der eigenen Gesundheitspflege zuhause: Fragen Sie nach und nutzen Sie gute, sichere Quellen. Lernen Sie bei Auffälligkeiten über Beschwerden zu sprechen, die man gerne vor anderen verstecken möchte. Informieren Sie sich, wie gesunder Stuhl aussieht und schauen Sie immer mal hinter sich, wenn Sie auf der Toilette waren. Ein kleiner Tipp für entspanntere „Sitzungen“: Stellen Sie Ihre Füße beim Toilettengang auf einen kleinen Schemel. Mit dieser Hockerhaltung entlastet man den Enddarm und geht entspannter an die Sache ran. Vermeiden Sie große Mengen an Zucker, Weizen, Fleisch und Milchprodukten, denn wie immer macht auch hier die Dosis das Gift. Führen Sie gegebenenfalls ein Ernährungstagebuch, vor allem wenn Beschwerden auftauchen. Trinken Sie ausreichend, vor allem Wasser und Kräutertees, und lassen Sie sich – wenn Probleme bestehen – auch auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten testen.“

Kann man auf diesem Weg insgesamt Darmerkrankungen vermeiden?

„Nicht immer. Manche Erkrankungen bekommt man, egal wie sehr man sich bemüht, ein gesundes Leben zu führen. Eine Erkrankung wie Morbus Crohn hat auch genetische Ursachen und kommt nie nur auf Grund von falscher Ernährung, mangelnder Psychohygiene, falschen Medikamenten oder Essstörungen.“

Chronische Darmerkrankungen

Was kann man tun, wenn tatsächlich eine chronische Erkrankung vorliegt?

„Umgeben Sie sich mit ExpertInnen und spezialisierten, vertrauenswürdigen Informationsquellen. DiätologInnen können helfen, die individuell passende Ernährung zu finden. Eine gute Apotheke ist genauso wichtig wie empathische GastroenterologInnen oder eine Darm-Ambulanz mit kompetenten, einfühlsamen FachärztInnen. Mit den richtigen Hilfsmitteln kann man sich den Alltag erleichtern und das stützt auch beim Stärken der eigenen Resilienz – die für chronisch Kranke ein immens wichtiger Faktor ist. Humor und Geduld sind gleichfalls wichtige Qualitäten im Umgang mit chronischen Erkrankungen. Denn wenn der Körper immer wieder Herausforderungen bietet, sind Strategien gefragt, wie man  Gelassenheit bewahrt und den Boden unter den Füßen nicht verliert. Ganz wichtig: Reservieren Sie sich bewusst Zeit, in der Sie das tun, was Ihnen Freude macht und Ihnen Kraft gibt, was Sie zum Lachen bringt und glücklich macht!“

Buchtipp

Coverbild des Buchs "Shitstorm im Darm" von Michaela Schara

In “Shitstorm im Darm – Gut leben trotz Morbus Crohn” (humboldt 19,99 Euro)* hat Michaela Schara ihre Erfahrungen mit chronisch entzündlicher Darmerkrankung notiert und wichtige medizinische Ratschläge zusammengetragen.

Für ihr Buch “Leichter leben mit Lipödem” (humboldt, 19,99 €) hat Lia Lindmann weltweit Interviews mit Expertinnen aus vielen Gesundheitsbereichen geführt, die neuesten Erkenntnisse aus der Fachliteratur zusammengetragen und mit den Erfahrungen von Betroffenen verknüpft. Das Buch wurde von der Stiftung Gesundheit zertifiziert.

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